Die Verfolgung von Roma und Sinti im Protektorat Böhmen und Mähren

Neben den Juden verfolgten die Nazis auch Roma und Sinti, die sie aufgrund ihrer Rassenideologie als rassische Zigeuner und Zigeuner-Mischlinge einstuften. In beiden Fällen beruhte die Verfolgung auf tief verwurzelten und jahrhundertelang gepflegten Vorurteilen und falschen Vorstellungen, die Menschen in ganz Europa teilten. Für die meisten weißen Europäer waren Antisemitismus und Zigeunerfeindlichkeit integraler Bestandteil ihrer allgemeinen Weltanschauung. Für viele gilt dies bis heute.

Die Verfolgung der Roma und Sinti im Protektorat Böhmen und Mähren (im Folgenden nur noch Protektorat) löste sich von den Praktiken der ersten Tschechoslowakischen Republik und wandelte sich in dieselbe offen rassistische Politik, wie sie von den Nazis auch anderswo verfolgt wurde. Menschen, die offiziell als Zigeuner bezeichnet wurden, wurden durch restriktive Gesetze und Vorschriften diskriminiert, die aus dem Deutschen Reich übernommen und von örtlichen Gendarmen und Polizisten in die Praxis umgesetzt wurden. Ein wichtiger Teil der Verfolgung war die Internierung von Menschen, die von den örtlichen Polizeidienststellen als Zigeuner gelabelt wurden, in speziellen Konzentrationslagern, offiziell Zigeunerlager genannt. Der anschließende Massenmord an jenen, die als rassische Zigeuner und Zigeuner-Mischlinge kategorisiert wurden, fand im Zigeunerlager in Auschwitz-Birkenau statt und wurde in anderen Konzentrationslagern und ihren Außenlager oder auf den Todesmärschen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollendet.

Hinter dieser nüchternen Zusammenfassung verbirgt sich ein langer und komplexer Prozess der Verfolgung, Folter und Ermordung einzelner Menschen - unschuldiger Opfer. Aber auch die Entscheidungen und Handlungen einzelner Täter, die diese Ereignisse initiierten, über sie entschieden, sie durchführten, ihnen zustimmten und diejenigen, einfach nur schweigend zusahen, zählen zu dieser Geschichte. Wir hoffen, dass das Erzählen dieser Geschichte zum Verständnis davon beiträgt, welche menschlichen Verhaltensweisen es sind, die zu einem Völkermord führen können.
 

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Das nächste Kapitel: Die Definition der Opfer

Quellen und Literatur:

Archivarische Quellen:

Moravský zemský archiv [Mährisches Landesarchiv]

  • B 124, Krajský národní výbor Brno [Regionaler Nationalausschuss Brünn], III. manipulace [III. Manipulation]:

  • Karton 1871, Inv. Nr. 1536 – Cikáni (1942–1951) [Zigeuner (1942–1951)]

Státní oblastní archiv v Třeboni [Staatliches Regionalarchiv in Třeboň]

  • CT Lety [ZL Lety]:

  • Karton 3, Inv. Nr. 38 – Vyhláška o soupisu cikánů vydaná dne 17. 7. 1942 [Bekanntmachung der Zigeunererfassung vom 17. Juli 1942]
     
  • Karton 14, Inv. Nr. 75 – Změny stavu, propuštění z cikánského tábora, seznamy zemřelých [Veränderungen in der Zahl der Gefangenen, Entlassungen aus dem Zigeunerlager, Todeslisten]
     
  • Karton 20, Inv. Nr. 83 – Osobní spisy muži [Personenakten Männer]
     
  • Karton 23, Inv. Nr. 96 – Epidemie tyfu [Typhusepidemie]

Gesetze und Verordnungen:

Literatur:

  • Rickmann, Anahid S. „Rassenpflege im völkischen Staat“. Zum Verhältnis der Rassenhygiene zur nationalsozialistischen Politik. Bonn: Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, 2002.

  • Nečas, Ctibor. Romové na Moravě a ve Slezsku (1740-1945). Brno: Knižnice Matice moravské, 2005. 475 s.

  • Nečas, Ctibor. Romové v České republice včera a dnes. 3. ed. Olomouc: Univerzita Palackého v Olomouci, 1999. 132 s.

  • Nečas, Ctibor. Českoslovenští Romové v letech 1938-1945. In: Spisy Filozofické fakulty Masarykovy univerzity v Brně. Brno: Masarykova univerzita v Brně, 1994.

  • Nečas, Ctibor. Holocaust českých Romů. Praha: Prostor, 1999. 173 s.

  • Nečas, Ctibor. Andŕoda taboris. Tragédie protektorátních cikánských táborů v Letech a v Hodoníně. Brno: 1995.

  • Nečas, Ctibor. Nemůžeme zapomenout. Našti bisteras. Nucená táborová koncentrace ve vyprávěních romských pamětníků. Olomouc: Univerzita Palackého v Oloumoci, 1994. 244 s.

  • Nečas, Ctibor. Nad osudem českých a slovenských Cikánů 1939-1945. Brno: Univerzita J. E. Purkyně v Brně, 1981. 180 s.

  • Schmidt, Zilli. Gott hat mit mir etwas vorgehabt! Erinnerungen einer deutschen Sinteza. Berlin: Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 2020.

  • Serinek, Josef, Tesař, Jan und Ondra, Josef. Česká cikánská rapsodie. Praha: Triáda, 2006.

  • Memorial book: The Gypsies at Auschwitz-Birkenau = Księga Pamięci: Cyganie w obozie koncentracyjnym Auschwitz-Birkenau = Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau: The gypsies at Auschwitz-Birkenau. München: Saur, 1993.

  • Váša, Pavel und Trávníček, František. Slovník jazyka českého. Praha: Fr. Borový, 1937.

  • Zimmermann, Michael. Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische Lösung der Zigeunerfrage. Hamburg: Christians, 1996. 547 s.

  • Benz, Wolfgang, Distel, Barbara und Königseder, Angelika. (Hg.): Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 8. München: 2008.

  • Aly, Götz. Die restlose Erfassung: Volkszählen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Fischer, 2000.

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