Stutthof

Im September 1939 errichteten die Nazis das Konzentrationslager Stutthof in einer bewaldeten Gegend in der Nähe des baltischen Hafens Gdansk. Es befand sich ungefähr 36 km östlich der Stadt Gdansk an der Mündung der Weichsel in die Ostsee. Ursprünglich handelte es sich um ein ein Gefängnislager für politische Gegner des Nazi-Regimes in der Freistadt Gdansk und Westpreußen. Nur zwei Wochen nach der Fertigstellung des Lagers waren dort bereits mehr als 6 000 Mitglieder der polnischen Intelligenz, Kriegsgefangene, Zeugen Jehovas und andere Verfolgte interniert. Im November 1941 wurde Stutthof als „SS-Sonderlager“ deklariert und ab Januar 1942 wurde es offiziell als Konzentrationslager bezeichnet. Anfang 1943 wurden die ursprünglichen acht Baracken erweitert, wodurch das sogenannte „neue Lager“ entstand. Danach wurden 30 weitere Betongebäude und andere Einrichtungen, sowie ein Krematorium und eine Gaskammer erbaut. Im Jahre 1940 betrug die Gesamtfläche des Lagergeländes 12 Hektar, im Jahre 1944 war sie zehnmal so groß. Zusätzlich zu dem Stammlager, waren an die 100 Außenlager über den Norden und die Mitte Polens verstreut. Die größten Arbeitslager befanden sich in Torun und Elbing.

Die Lagerkommandanten waren Max Pauly und Paul Werner Hoppe. Die Häftlinge wurden von 3 000 SS-Mitgliedern und ukrainischen Helfern bewacht.

 

Die ersten Häftlinge beim Mittagessen während der Errichtung des Lagers, September 1939. (Foto: Muzeum Stutthof, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives.)

Anfang 1942 wurden Häftlinge aus den Konzentrationslagern Mauthausen und Flossenbürg nach Stutthof deportiert. Erst 1944 nahm die Anzahl der jüdischen Häftlinge im Lager signifikant zu – im Juni 1944 machten sie jedoch bereits 70 % der Insassen aus. Auch viele tschechische Häftlinge und Insassen evakuierter Lager aus den baltischen Regionen wurden dorthin deportiert. Die Höchstzahl an Häftlingen wurde Mitte Januar 1945 dokumentiert: 25 000 Häftlinge im Stammlager und ebenso viele in den Arbeitslagern. Während der ersten Phase der Existenz des Lagers waren die Umstände unerträglich, später verbesserten sich diese ein wenig für nicht-jüdische Häftlinge. Im Jahre 1944 brach im Lager eine Typhusepidemie aus, die im Dezember des Jahres ihren Höhepunkt erreichte, als die Opferzahl bei 9 % der Häftlingsbevölkerung lag. Außerdem starben Häftlinge an Hunger. In der Gaskammer wurden Häftlinge durch Zyklon B ermordet. Sie hatte Platz für bis zu 150 Personen.

 

Das Lager in Stutthof nach der Befreiung. (Foto: Stutthof Museum, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives.)

Noch mehr Leiden und Tod kamen Ende Februar 1945, als alle Häftlinge aufgrund der vorrückenden Roten Armee ins Innere Deutschlands evakuiert wurden. Gruppen von 1 500 Häftlingen marschierten zwei Wochen lang bei eisigen Temperaturen und Schneefall und mit minimalen Essensrationen auf Todesmärschen. Mehr als 26 000 Menschen kamen unter diesen schrecklichen Bedingungen ums Leben. Im März und April 1945 wurden 3 000 Häftlinge, großteils jüdische Frauen, auf dem Seeweg evakuiert. Auf diesen unbewaffneten Schiffen fielen sie mehrheitlich alliierten Bombenangriffen zum Opfer. Das Lager wurde am 9. Mai 1945 von der 48. Armee der 3. Weißrussischen Front, als letztes der größeren Konzentrationslager, befreit. Insgesamt wurden ungefähr 110 000 Menschen nach Stuffhof und in dessen Außenlager deportiert, mindestens 65 000 von ihnen starben dort.

 

 

 

Literatur:

Grabowska, Janina. K. L. Stutthof. Ein historischer Abriss. Bremen: Edition Temmen, 1990. 80 s.

Halevy, Yechiam. Historical Atlas od the Holocaust. New York: U. S. Holocaust Memorial Museum, 1996. 252 s.

Přibyl, Lukáš. Historie terezínského transportu Be do Estonska (Die Geschichte des Theresienstädter Transportes Be nach Estland). Terezínské studie a dokumenty (Theresienstädter Studien und Dokumente). Praha: 2001, s. 113-180.

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