Das Zigeuner-Lager in Auschwitz II - Birkenau

Roma aus dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ sowie vielen anderen Teilen Europas wurden in das sogenannte „Zigeuner-Lager“ in der Sektion BIIe des Lagers Auschwitz II - Birkenau deportiert. Diese wurde am 16. Dezember 1942 auf Befehl Himmlers eingerichtet und die ersten Häftlingsgruppen aus Deutschland trafen im Februar 1943 ein. Das Lager wurde bald mit neu ankommenden Transporten weiter gefüllt.

Das Lager hatte eine Grundfläche von 150 x 170 m. Hier standen 32 Holzgebäude, ohne jegliche Art von Isolation. Die Gebäude waren für 300 bis 400 Personen vorgesehen, aber während des Bestehens des Lagers wurden zwischen 1 000 und 1 200 Leute in einer solchen Baracke zusammengepfercht. Anders als in den anderen Bereichen von Auschwitz waren die Familien hier gemeinsam untergebracht. (Die einzig vergleichbare Ausnahme war das „Theresienstädter Familienlager“, ebenfalls in Auschwitz - Birkenau.) In manchen Fällen mussten sich bis zu 15 Leute gleichzeitig ein 185 x 280cm großes Etagenbett teilen.

Nach der Ankunft der Roma im Lager wurden sie unter Beschimpfung und Schlägen aus den Waggons getrieben und dazu aufgefordert, Fünferreihen zu bilden, in denen sie dann vom Zug zum Lager gebracht wurden. Nachdem sie im Lager angekommen waren, wurden sie zum gemeinschaftlichen Duschen gezwungen, begleitet von spottenden Bemerkungen der SS-Männer. Diese Maßnahme bedeutete für viele Roma einen großen Schock, da eine Frau sich laut Tradition nicht vor fremden Männern ausziehen sollte. Nach dem Bad gab man den Häftlingen die schwarzen Dreiecke, die sie als „Asoziale“ kennzeichneten, und die sie an ihre Kleidung nähen mussten. Anders als andere Häftlinge durften sie weiterhin ihre Zivilkleidung tragen. Dann wurde ihnen eine Nummer auf den linken Unterarm tätowiert, die mit einem großen „Z“ für „Zigeuner“ begann.

 

Porträts unbekannter Roma-Häftlinge im KZ Auschwitz II - Birkenau, auf Befehl Josef Mengeles im Jahre 1944 von Dina Gottlieb, einem jüdischen Häftling aus dem „Protektorat“, gezeichnet. (Panstwowe Muzeum Osviecim, Foto: Museum der Roma-Kultur)
 

Die Häftlinge mussten Befehle blind befolgen und die absurdesten Wünsche ihrer Aufseher erfüllen. Menschliche Wesen wurden zu bloßen Nummern. Anders als jene in anderen KZ, wurden die Roma aus dem „Zigeuner“-Lager in Auschwitz-Birkenau nicht in Arbeitskommandos außerhalb des Lagers eingesetzt. Sie arbeiteten hauptsächlich im Lager, was oft sinnlose und zweckfreie Arbeit bedeutete. Anstatt durch Arbeit vernichtet zu werden, wurden sie jedoch durch die katastrophalen Lebensbedingungen und Mangelernährung getötet.

Die Roma-Häftlinge kamen aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Menschen, die zuvor am Rande der Gesellschaft gelebt hatten waren dort ebenso wie Händlern, ehemalige Soldaten, sogar Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen. Auch ihre Reaktionen auf die Internierung im Lager waren verschieden. Einige wollten die letzten Augenblicke ihres Lebens noch so sehr wie möglich genießen, weswegen Prostitution und Zecherei florierten. Andere versuchten sicher zu stellen, dass sie genug zu essen hatten, indem sie stahlen, wofür ihnen harte Strafen zuteil wurden, die meist mit dem Tod der Betroffenen endeten. Die einzige Überlebenschance war die Flucht, was jedoch durch die Tatsache kompliziert wurde, dass die meisten Häftlinge nicht außerhalb des Lagers zur Arbeit eingesetzt wurden. Dennoch verzeichnete man an die 80 gescheiterte Fluchtversuche, auf die meistens die Hinrichtung der Fliehenden folgte.

Das „Zigeuner-Lager“ war einer der Schwerpunkte der pseudo-wissenschaftlichen Experimente Dr. Mengeles, welcher der Lagerarzt war. Er war besonders an Roma-Zwillingen interessiert. Er befahl dem jüdischen Häftling Dina Gottlieb, Portäts der gefangenen Roma anzufertigen.

Insgesamt wurden mehr als 20 000 Personen als Häftlinge im "Zigeuner-Lager" registriert. Die größte Gruppe bildeten deutsche und österreichische Roma, gefolgt von Roma aus dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ und dem Gebiet des Generalgouvernements. Kleinere Gruppen stammten aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien und anderen Ländern.
Ihre einzige Hoffnung auf Überleben war die Verlegung in andere Konzentrationslager. Am 15 April 1944wurden 883 Männer nach Buchenwald und 473 Frauen nach Ravensbrück weiterdeportiert. Am 2. August 1944 fand der letzte Transport von 918 Männern nach Buchenwald, und 490 Frauen nach Ravensbrück statt. Nach diesen Transporten wurden die 3 000 verbliebenen Roma, größtenteils Kranke und Alte, sowie Frauen und Kinder, in die Gaskammern geschickt.

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