Das Ghetto in Białystok

Białystok ist eine Stadt im Nordosten Polens, in der es einst eine große jüdische Bevölkerung gab. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stellten Juden mehr als die Hälfte der Bevölkerung und besaßen ungefähr drei Viertel der Białystoker Textilindustrie.

Ursprünglich wurde die Stadt am 15. September 1939 von der deutschen Armee eingenommen, aber eine Woche später an die Sowjetunion übergeben. Am 27. Juli 1941, im Rahmen des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, wurde sie dann erneut deutsch besetzt. Während der ersten Tage der Besetzung ermordeten Einsatzgruppen tausende Jüdinnen und Juden, sowie Mitglieder der Intelligenz, Kommunisten und andere politische Aktivisten.

Die Juden in Białystok wurden dazu gezwungen einen „Judenrat“ zu bilden. Efraim Barasz, eine Führungsfigur der örtlichen jüdischen Gemeinde, übernahm dessen Leitung. Ab dem 1. August wurden 50 000 jüdische Einwohner dazu gezwungen in das neu gegründete Ghetto zu ziehen. Das Ghetto wurde schnell zum Zwangsarbeitszentrum, das Waren für die Besetzungsmacht lieferte. Es gab an die zehn Fabriken und eine große Anzahl von Werkstätten. Im Ghetto stellte man auch insgeheim Produkte für die eigenen Bewohner her und es fand ein reger Handel mit allen möglichen Waren statt. Dies wurde jedoch Mitte 1942 von den deutschen Behörden verboten.

Die Essensrationen im Ghetto waren vollkommen unzureichend und ihre Bereitstellung unregelmäßig. Daher unterstützte der „Judenrat“ das Anlegen kleiner Gärten. Man organisierte mehrere Küchen im Ghetto. Es gab zwei Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens, zwei Schulen, ein Gericht und andere Institutionen. Die Einhaltung von Gesetz und Ordnung im Lager wurde von einer 200 Mann starken jüdischen Ghettowache sichergestellt.

Eine Gruppe ehemaliger Ghettohäftlinge vor dem Denkmal für die jüdischen Opfer, 1945 - 1947. (Foto: Meir Orkin, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives)

Im September und Oktober 1941 wurden 4 500 Jüdinnen und Juden – vor allem Kranke, Ungelernte und Arbeitslose – aus dem Ghetto in Białystok in das Ghetto in Pruzana verlegt. Die meisten von ihnen wurden ermordet, als das Ghetto in Pruzana im Januar 1943 liquidiert wurde.

Allmählich bildeten die zahlreichen „politischen“ Organisationen der Juden im Ghetto eine Widerstandsorganisation, die Dokumente sammelte und einen bewaffneten Aufstand plante. Im Februar 1943 erschossen die Nazis im Ghetto in Białystok ungefähr 2 000 Jüdinnen und Juden an Ort und Stelle und deportierten 10 000 weitere Menschen von hier aus nach Treblinka. Nichtsdestotrotz bemühte sich Barasz um das Fortbestehen des Ghettos und damit die Sicherheit seiner Einwohner. Im August 1943 wurde das Ghetto, das zu diesem Zeitpunkt Odilo Globocnik unterstand, dennoch aufgelöst. Die bewaffneten Widerstandsgruppen leisteten  Widerstand und hielten das Ghetto für ganze fünf Tage,  vom 16. bis zum 20. August, obwohl sie den Deutschen zahlenmäßig unterlegen waren. Ein Teil der Białystoker Juden wurden nach Treblinka deportiert, wo sie sofort ermordet wurden, während andere nach Majdanek gebracht und dort einer Selektion unterzogen wurden. 1 200 Kinder wurden per Zug nach Theresienstadt gebracht, wenige Wochen später von dort aus wiederum nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Einigen Mitglieder des Białystoker Widerstands gelang die Flucht und sie schlossen sich den Partisanen an. Etwa 200 Juden aus dem Ghetto in Białystok überlebten die deutschen Lager, mehrere Dutzend tauchten unter und überlebten im „arischen“ Teil der Stadt. Auch ca. 60 jüdische Partisanen überlebten den Krieg. Białystok wurde im August 1944 von der Roten Armee befreit.

Literatur:

Mielnicki, Michel. Bialystok to Birkenau. Vancouver: Ronsdale Press, 2000. 247 s.

Midler, Benjamin. The life of a child survivor from Bialystock, Poland. B. Midler, 1999. 142 s.

The Biastolyker memorial book (Das Bialystoker Gedenkbuch). New York: Biastolyker Center, 1982.

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