Trawniki

Ende 1941 wurde in Trawniki, südlich von Lublin, in einer ehemaligen Zuckerfabrik ein Arbeitslager gegründet. Später wurde es als Lager für sowjetische Kriegsgefangene und polnische Juden verwendet. Der Lagerkommandant war Odilo Globocnik, ein hochrangiger SS- und Polizeikommandant in der Lubliner Gegend.

Im Frühling 1942 wurden Juden aus Deutschland, Österreich und dem Protektorat Böhmen und Mähren hierher deportiert. Viele von ihnen starben an Unterernährung und Erschöpfung, andere wurden ins Belzecer Lager gebracht und wieder andere wurden in einem nahe gelegenem Wald erschossen.

Das Lager fungierte als Übungsplatz für unerfahrene SS-Mitglieder und Ukrainer, die im Krieg in Gefangenschaft geraten und zur Kooperation bereit waren sowie für Volksdeutsche, ethnische Deutsche, die außerhalb Deutschlands lebten. Nach ihrer Ausbildung wurden viele von ihnen als Wachen in den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibor und Belzec eingesetzt.

Im Jahre 1942 wurde eine Pinselfabrik ins Lager verlegt. Nachdem das Warschauer Ghetto geschlossen worden war, wurden Fritz Schultz' Workshops für Schneiderei, Pelz- und Besenmacherei nach Trawniki verlegt. Unter den Arbeitern befanden sich Dr. Emanuel Ringelblum, sowie 33 Mitglieder der Żydowska organizacja bojowa, einer jüdischen Widerstandsgruppe, die einen Aufstand und Fluchtversuche aus dem Lager plante.

Im Mai 1943 wurden Juden aus den Niederlanden, Bialystok, Minsk und Smolensk nach Trawniki geschickt, um dort in der Fabrik zu arbeiten, die Erzeugnisse für die Wehrmacht herstellte. Im Oktober wurde die Produktion ausgeweitet. Jüdische Häftlinge wurden auch in der Umgebung des Lagers eingesetzt, wo sie Erde wegräumten und Torf stachen.

Nach dem Aufstand in Sobibor im Oktober 1943, entschloss sich Himmler, der sich vor solchen Aufruhren fürchtete, alle Juden, die sich noch in den Arbeitslagern im Generalgourvernement aufhielten, umbringen zu lassen. Am 5. November wurden Zehntausende Juden in Trawniki ermordet. Die Mitglieder der Widerstandsgruppe lehnten sich zwar auf, aber sie kamen alle in Auseinandersetzungen mit dem Wachpersonal um. Im Frühling 1944 wurden die verbliebenen Häftlinge in das Lager in Starachowice gebracht und das Lager in Trawniki geschlossen.

Insgesamt durchliefen mehr als 20 000 jüdische Häftlinge das Lager.

  • Literatur:

  • Kraus, Ota und Kulka, Erich. Noc a mlha (Nacht und Nebel). Praha: Naše vojsko, 1966. 431 s.

  • Mildt, Dick de. In the Name of the People: Perpetrators of Genocide in the Reflection of Their Post-War Prosecution in West Germany: The "Euthanasia" and "Aktion Reinhard" Trial Cases (Im Namen des Volkes: Die Übeltäter des Genozids in Anbetracht ihrer Nachkriegsverfolgu. Hague, London, Boston: Martinus Nijhoff Publishers, 1996. 442 s.

  • Die nazistischen Konzentrationslager: Aufbau und Ziele: Das Bild des Häftlings: Die Juden in den Lagern. Jerusalem: Yad Vashem, 1984.

  • Veber, Václav. Židé v novodobých dějinách: Soubor přednášek na FF UK (Juden in der neueren Geschichte: Eine Sammlung von Vorträgen an der Filosofischen Fakultät der Karlsuniversität). Praha: Karolinum, 1997. 323 s.


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Odilo Globocnik, Fritz Schultz