Flossenbürg

Das Konzentrationslager Flossenbürg wurde Anfang Mai 1938 eröffnet, die ersten Häftlinge kamen aus dem Konzentrationslager Dachau. Flossenbürg war ursprünglich für angeblich „kriminelle“ und „asoziale“ Häftlinge gedacht. Die Wahl eines Geländes in der Nähe der tschechoslowakischen Grenze war kein Zufall – die Führung Nazi-Deutschlands plante bereits die Zerstörung der Tschechoslowakei. Das Vorhandensein großer Granitvorkommen spielte auch eine wichtige Rolle, denn Flossenbürg war eines der Lager, in dem man die Arbeitskraft der Häftlinge zum maximalen Nutzen Nazi-Deutschlands durch Zwangsarbeit ausbeuten wollte.

Häftlingsbaracken im KZ Flossenbürg, 1942. (Foto: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives)

Obwohl das Lager ursprünglich nur für 1 600 Häftlinge gedacht war, wurde seine Kapazität nach nur einjährigem Bestehen auf 3 000 erhöht. Trotz mehrerer Vergrößerungen war das Lager jedoch ständig überfüllt – in den letzten Tagen seines Bestehens, im Jahre 1945 befanden sich 15 000 Häftlinge im Lager. Die ersten Lagerinsassen wurden als „Kriminelle“ bezeichnet. In Wirklichkeit bestand diese Häftlingskategorie sie aus „echten“ Verbrechern und Regimegegnern. Später wurden jedoch deutsche politische Häftlinge aus Dachau und Sachsenhausen nach Flossenbürg gebracht und stellten bald ein Drittel der Insassen. Die „kriminellen“ Häftlinge besetzten alle Funktionshäftlingsposten und die „grünen“ Kapos wurden zu Werkzeugen der Nazis zur Terrorisierung der anderen Häftlinge. Im Jahre 1943 wurden 4 000 hauptsächlich politische Häftlinge, darunter vor allem Polen, sowjetische Kriegsgefangene, Tschechen, Belgier, Franzosen und Niederländer, nach Flossenbürg deportiert, ab Mitte 1944 auch Juden. Der Gedanke hinter ihrer Deportation nach Flossenbürg war, dass sie vor ihrer geplanten Ermordung noch Zwangsarbeit leisten sollten.
 

In den Schlafräumen der Häftlinge. Das Foto wurde nach der Befreiung durch US-amerikanische Truppen am 5. Mai 1945 aufgenommen. (Foto: Nationalarchive, mit Genehmigung des USHMM Photo Archives)

Anfang 1945 kam eine Gruppe „Sonderhäftlinge“ ins Lager. Sie bestand aus Mitgliedern militärischer Widerstandsgruppen und hochrangiger Vertreter mehrerer Länder. Sie wurden getrennt von den anderen Häftlingen untergebracht und viele von ihnen wurden exekutiert, darunter auch die „Männer des Attentats vom 20. Juli 1944“, Mitglieder der Gruppe, die versucht hatte, Hitler zu ermorden.

Anfangs arbeiteten die meisten Häftlinge in den Granitsteinbrüchen. Das Gestein, das sie zu Tage förderten, wurde zum Bau vieler nationalsozialistischer Monumentalbauten, wie dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, verwendet. Nach Kriegsbeginn wurden die meisten Häftlinge in die Rüstungswirtschaft verlegt. Ab Februar 1943 wurden einige Häftlinge zur Zwangsarbeit in den neu gebauten Produktionshallen der Firma Messerschmitt eingesetzt, wo das Kampfflugzeug Me 109 hergestellt wurde. Das Lager breitete sich auch geografisch aus: nach und nach wurden mehr als einhundert Außenlager in Bayern, Sachsen, West- und Nordböhmen errichtet.

Ein ehemaliger französischer Häftling zeigt das Krematorium, 4. Mai 1945. (Foto: mit Genehmigung des USHMM Photo Archives)

Die Nazis waren an einem rationalen Einsatz der Häftlingsarbeit bei weitem nicht so interessiert wie an der „Vernichtung durch Arbeit“. Die Häftlinge arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen, mit zu wenig Nahrung und unter Schikanierung durch die Kapos. Während des Bestehens des Lagers durchliefen es annähernd 100 000 Häftlinge. 30 000 davon sind nachweislich dort gestorben. In Anbetracht des Chaos in den Registern gegen Kriegsende, ist die tatsächlich Anzahl der Toten wahrscheinlich noch höher. Im Sommer 1944 war Flossenbürg das Ziel vieler „Evakuierungstransporte“, Todesmärsche aus Lagern, die vor dem Eintreffen der Alliierten geschlossen worden waren. Am 17. April 1945 verließ der erste Todesmarsch Flossenbürg in Richtung Dachau. Nach und nach wurden mehr als 10 000 hungernde und geschwächte Häftlinge in mehreren Kolonnen auf Todesmärsche durch Bayern geschickt. Nach Kriegsende entdeckte man an die 5 000 Leichen entlang der Strecke.

Als amerikanische Soldaten am 23. April 1945 das Lager betraten, fanden sie annähernd 1 600 stark geschwächte Häftlinge vor. Noch einige Wochen nach deren Befreiung starben Häftlinge an den Folgen ihrer Gefangenschaft.

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