Deportationen

Die Registrierung der Juden, die Beschlagnahmung deren Eigentums und ihre Verarmung machten es möglich sie zwischen realen Mauern einzusperren und nicht nur symbolischen. Der Transport der Juden in Ghettos und Konzentrationslager läutete die nächste Phase der Endlösung der Judenfrage ein.

Die ersten Deportationen fanden im Oktober 1939 statt. Sie gingen in Richtung Generalgouvernement. Es war geplant dort ein Judenreservat zu erschaffen, in dem die Juden aus Deutschland und anderen Gebieten in der Machtsphäre der Nazis konzentriert und dezimiert werden sollten. Ungefähr 1 300 Männer aus Mährisch-Ostrau (Moravská Ostrava) und Friedeck-Mistek (Frýdek-Místek) wurden in zwei Transporten nach Nisko (Nisko nad Sanem) geschickt, wo sie selbst das Lager bauen sollten. Aus Wien, das auf Hitlers Wunsch hin von Juden befreit werden sollte, folgten weitere Transporte. Die Transporte wurden jedoch gestoppt, da die Nazi-Führung beschlossen hatte, die jüdische Bevölkerung in großen Ghettos zu konzentrieren. Einige der Gefangenen wurden aus dem Lager in Nisko hinausgeworfen und flüchteten in die Sowjetunion, andere kehrten zurück, nachdem das Lager im April 1940 abgeschafft worden war.

Die systematische Deportation der Juden aus dem Protektoratsgebiet begann im Oktober 1941 mit den Transporten ins Ghetto in Łódź. Am 17. September wurde auf einem Treffen mit Hitler beschlossen, die Juden aus dem Altreich und dem Protektorat in die neu unterworfenen Gebiete im Osten umzusiedeln. Zuerst einmal sollten 60 000 Juden in Litzmannstadt (Łódź) konzentriert werden. Aufgrund der Überfüllung des Ghettos wurden anfangs jedoch nur 20 000 Juden dorthin deportiert, von denen 5 000 aus dem Protektorat stammten. Ab Januar 1942 löste man das Problem der Überfüllung und Lebensmittelversorgung in Łódź, indem man Juden ins nahe gelegene Chelmno deportierte, wo sie im Gaswagen ermordet wurden.

Mit dem Beginn der Deportationen nach Lodz war es Juden aus dem Altreich und dem Protektorat verboten zu emigrieren. Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung übernahm unmittelbar eine neue Aufgabe: die Organisation der Transporte nach Lodz, Theresienstadt (Terezín) und in andere Lager. Eine erneute Registrierung der Juden wurde angeordnet, die ab dem 1. Oktober 1941 stattfand.

Warten auf einen Transport. (Foto: Archiv des Jüdischen Museums in Prag)

Die ersten fünf Transporte von Prag nach Lodz, jeder einzelne davon mit 1 000 Personen, brachen am 16. Oktober 1941 auf. Die 1 000 ausgewählten Juden mussten sich bereits mehrere Tage bevor der Transport aufbrach am Sammelplatz einfinden. Im Zuge eines gut geplanten bürokratischen Prozederes, das die Juden weiter demütigen sollte, wurden ihr verbleibendes Eigentum beschlagnahmt und ihre Wohnungsschlüssel eingesammelt. Es war ihnen gestattet 50 kg pro Person auf den Transport mitzunehmen. Der Ansicht der Nazis nach verloren die deportierten Juden ihren Anspruch auf Staatsbürgerschaft. Sie wurden zu bloßen Bewohnern des Reichs der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Ein Reich des Hungers, der Kälte, des Leidens und der Gaskammern. Von den 5 000 tschechischen Juden, die nach Łódź deportiert wurden, überlebten 277.

Łódź und andere Ghettos und Vernichtungslager im Osten waren noch nicht im Stande alle Juden aus dem "Protektorat" aufzunehmen. Deshalb wurde beschlossen, sie auf dem Protektoratsgebiet zu konzentrieren. Der ursprüngliche Plan war zwei Ghettos in der Nähe von Städten mit einer großen jüdischen Bevölkerung zu errichten (je eines für Böhmen und Mähren). Am Ende entschied man sich jedoch alle Jüdinnen und Juden, die auf dem Gebiet des "Protektorats" lebten, in Theresienstadt zu konzentrieren, da sich ihr Festungscharakter gut für die Errichtung eines Ghettos eignete und man es leicht von der Außenwelt abtrennen konnte. Der erste Transport mit 342 jungen Männer - das Aufbaukommando - brach am 24. November 1941 nach Theresienstadt auf. Ihnen folgte der Großteil der Protektoratsjuden. Gegen Ende des Jahres 1942 war der Großteil der Protektoratsjuden bereits nach Theresienstadt deportiert worden - mehr als 61 000 Männer, Frauen und Kinder. In den Jahren 1943 und 1944 folgten weitere 8 000 Juden aus dem "Protektorat". Am Ende des Krieges, als den Nazis bereits klar war, dass sie verlieren würden, beschlossen sie jüdische Mischlinge und Juden in gemischten Ehen, die bislang vor Deportation geschützt waren, zu deportieren. Zwischen dem 31. Januar und dem 16. März wurden 3 657 Personen nach Theresienstadt deportiert, um dort in Gefangenschaft Zwangsarbeit zu verrichten. Aus dem Sudetenland, das durch das Münchner Abkommen vom Deutschen Reich annektiert worden war, wurden zwischen 1942 und 1945 mehr als 600 Juden nach Theresienstadt deportiert. Insgesamt wurden mehr als 74 000 Juden aus den tschechischen Gebieten in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Literatur:

  • Kárný, Miroslav. Terezínská pamětní kniha. Židovské oběti nacistických deportací z Čech a Moravy, 1941-1945. Praha: Nadace Terezínská iniciativa - Melantrich, 1995. 1559 s.

  • Lagus, Karel, Polák, Josef und Polák, Karel. Město za mřížemi (Stadt hinter Gittern). Praha: Naše vojsko - SPB, 1964. 365 s.

  • Milotová, Jaroslava. Okupační aparát a příprava transporů do Lodže (Die Behörden der Besetzer und Vorbereitung der Transporte nach Lodz). in: Terezínské studie a dokumenty (Theresienstädter Studien und Dokumente), 1998, s. 42-66.

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